Ein Herz für Philatelist*innen
In der Passage des Panoramas im 2. Arrondissement, die mit ihrem Geburtsjahr 1800 als älteste überdachte Passagen von Paris zählt, wurde 1816/1817 erstmalig die Gasbeleuchtung versuchsweise installiert. Sie verbindet noch heute die Rue Saint-Martin und den Boulevard Montmartre miteinander und ist vor allem für Fans von Briefmarken ein echtes Highlight. Hier lassen sich nämlich unzählige Briefmarken-Geschäfte finden, die das ein oder andere Sammler*innenherz höher schlagen lassen. Was sich aber auch noch heute in den Passagen findet lässt, sind neben kleinen klassischen Cafés auch das ein oder andere originelle Restaurant. So zum Beispiel das Victoria Station Wagon Restaurant in der Passage des Panoramas. Kleiner Fun Fact für die Bücherwürmer unter euch: Die Passage du Panorama hat im siebten Kapitel in Émile Zolas Roman Nana einen charmanten Gastauftritt.
Eine Nacht in der Passage
Nur einmal den Boulevard Montmartre überquert steht man bereits am Eingang der nächsten Passage, der Passage Jouffroy von etwa 1845. Mit ihr betreten wir das 9. Arrondissement und eine weitere wunderliche Welt. In dieser Passage lässt sich mit der Librarie du Passage nicht nur einer der ältesten Buchhandlungen von Paris besuchen, sondern auch eine Nacht in einer Passage verbringen. Das relativ erschwingliche Hotel Chopin punktet vor allem bei jenen, die auf der Suche nach einer romantischen Herberge der besonderen Art sind. Ein weiteres Highlight, das sich zwar nicht direkt in der Passage befindet, aber seinen Ausgang in eben dieser hat, ist das Wachsfigurenkabinett Musée Grévin. Gegründet 1882 vom französischen Karikaturisten Alfred Grévin ist es bis heute im privaten Besitz und zählt zu den beliebtesten Attraktionen von Paris. Da kann eine Madame Tussaud leider nicht mithalten.
Ein Traum in Mosaik gemeißelt
Als Letztes möchten wir euch die Galerie Vivienne vorstellen, die zu den schönsten und beliebtesten Passagen von Paris gehört. Entstanden 1823 ist die Passage im 2. Arrondissement noch heute gut erhalten und wickelt ihre Besucher*innen vor allem zur Weihnachtszeit mit ihrer festlichen Beleuchtung um den Finger. Die knapp 200 Meter lange Passage verbindet die Rue des Petit-Champs mit der Rue de la Banque und besticht vor allem durch ihre eindrucksvollen Fensterfronten und ihrem aufwendigen Mosaikboden. Und auch hier werden wir als Bibliophile – quelle surprise – fündig und stoßen mit Librairie F Jousseaume erneut auf eine der ältesten Buchhandlungen von Paris. Hier lassen sich neben allerhand literarischer Klassiker vor allem eindrucksvolle Postkarten finden. Dazu gehören neben berühmten Covern vom New Yorker auch Fotografien in Schwarzweiß von den Anfängen der Passagenzeit. Sozusagen echtes 19.-Jahrhundert-Feeling zum Mitnehmen oder Verschicken.
Das waren jetzt natürlich nur drei von rund 20 Passagen, aber hoffentlich ein Anreiz beim nächsten Besuch der französischen Hauptstadt einmal von den klassischen Sehenswürdigkeiten abzurücken und mit einer Schildkröte im Gedanken durch das 19. Jahrhundert zu flanieren. Bei diesem Sightseeing spielt das Wetter glücklicherweise auch keine Rolle.
(Fotos: stadt.land.stories)
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