Maren und ich haben einen richtig guten Tag für unser Treffen erwischt. Es ist sonnig, aber keinesfalls zu warm. Trotzdem war der Berggarten Hannover nicht überfüllt und wir konnten uns in aller Ruhe unterhalten. Jetzt fragt ihr euch bestimmt, wer Maren ist. Nein, sie ist kein neues Teammitglied von stadt.land.stories, sondern eine passionierte Naturfotografin. Aufmerksam geworden sind wir auf sie tatsächlich über Instagram. Nutzt man diese App richtig, dann wird man auch mal richtig positiv überrascht. Marens Fotografien haben uns direkt begeistert. Vor allem die Unmittelbarkeit zu ihren Sujets hatte etwas Magisches an sich. Konnte man wirklich so nah an ein Eichhörnchen kommen? Und wie schaffte sie es, dass die von ihr abgelichteten Blüten wie kleine, eigenständige Wesen voller Persönlichkeit erscheinen? Kurzum: Wir mussten Maren Sonnenberg einfach kennenlernen und nachfragen, was neben ihr selbst noch für eine Geschichte hinter der Kamera steht. Da ihr absoluter Lieblingsplatz in Hannover der Berggarten ist – was wir übrigens sehr gut nachvollziehen können – treffen wir uns genau dort an eben diesem besagten Freitagnachmittag.
Eigentlich hat Maren einen Masterabschluss in Anglistik und setzt derzeit noch einen weiteren Master in Wissenschaftskommunikation oben drauf. Dazwischen war sie vor allem viel als Journalistin unterwegs, aber so richtig ausgelernt hat man schließlich nie. Die Fotografie begleitet sie im Prinzip bereits ein Leben lang, aber früher habe sie sich vornehmlich auf Landschaftsfotos, Urlaubsfotos und Schnappschüsse konzentriert. Dabei haben sie ihre Eltern von Beginn an immer dazu ermutigt, sich ihren Leidenschaften zu widmen und sie für Kunst und Kultur sensibilisiert. „Wenn ich mir Bücher gewünscht habe, dann gab es auch Bücher“, erzählt uns Maren. Vor allem ihr Vater habe sie hinsichtlich der eigenen künstlerischen Entfaltung inspiriert. „Er hat früher viel gemalt“, erzählt sie. Heute allerdings widmet er sich vornehmlich Holzskulpturen, die er mit einer Kettensäge herstellt und verkauft. Anders als so manch andere Eltern würden Marens Eltern also nicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie sich voll und ganz der Fotografie widmen würde. Ganz im Gegenteil. „Du hast da doch ein Talent, dann mach doch etwas draus“, hat ihr Vater bereits gesagt.
Von Eichhörnchen und Papageientauchern
Aber wie ist Maren eigentlich vom Urlaubsschnappschuss zur Naturfotografie gekommen? Begonnen hat das Ganze vor etwa drei bis vier Jahren, als Maren auf dem Flachdach der Nachbarn ein Eichhörnchen entdeckt hatte. Ganz fasziniert von diesem kleinen Wesen holte sie ihre Kamera und versuchte den Moment einzufangen. Einige Zeit später war sie mit ihrem Mann in Schottland unterwegs. Klar, Tiere und die Natur mochte sie schon immer, aber es wurde ein weiteres Schlüsselerlebnis gebraucht, damit Maren sich ihrer wahren fotografischen Passion bewusst werden konnte. An einem Tag mit nicht gerade gemütlichen Seeverhältnissen entschlossen die beiden, sich ganz abenteuerlich zur Isle of May aufzubrechen. Die östlich von Edinburgh gelegene Insel ist vor allem bekannt für ihre unberührte Natur und ihre zahlreichen Vogelarten. Dort angekommen wurde Maren nicht nur vom Naturschauspiel der Insel mitgerissen, sondern traf zudem auf ein paar Papageientaucher. „Das war auch ein echtes Schlüsselerlebnis“, erzählt uns Maren. Heute hängt ein Papageientaucher dekorativ bei dem Ehepaar im Wohnzimmer, aber natürlich nur als Fotografie. Seitdem hat sich Maren der Naturfotografie verschrieben und dabei schon allerhand erlebt und gelernt.
Im Gegensatz zu so manch anderen Hobby-Fotograf*innen wälzt Maren nämlich keine Fachliteratur. Natürlich kann sie mit den Begriffen ISO und Blende etwas anfangen, aber für sie gilt klar der Leitspruch „Probieren geht über Studieren“. Sie ist eine leidenschaftliche Autodidaktin, die gerne viel ausprobiert und herumspielt. Zum Beispiel hat sie sogar das ungeschriebene Blitz-Verbot gebrochen, aber dafür ganz fantastische Aufnahmen von fallenden Schneeflocken bekommen. Besonders viel Wert legt Maren dabei auf den Bildausschnitt und aus eigener Erfahrung können wir sagen, dass dieser auch tatsächlich am schwierigsten ist. Ganz gleich, ob man ihn direkt zu erreichen versucht, oder aber anschließend das Bild versucht zurechtzuschneiden. Auch die Bildbearbeitung hat sie sich selbst angeeignet, wobei es ihr sehr wichtig ist, dass ihre Fotos trotz allem natürlich aussehen. „Die Freude über ein gelungenes Bild ist sehr groß“, berichtet Maren und lächelt. Sie liebt, was sie tut, das ist eindeutig. Um ihre kleinen Freund*innen aus dem Tierreich nahe zu kommen, hat sie zudem so ihre Tricks drauf. „Ich habe tatsächlich auch immer Nüsse in der Tasche“, sagt sie und zeigt uns ihr kleines Verpflegungspaket für unterwegs. Damit lockt sie die kleinen Eichhörnchen mittlerweile gekonnt aus der Reserve. „Im Berggarten sind die Eichhörnchen aber auch sehr zutraulich“, fügt sie hinzu. Für die gefiederten Bewohner*innen hat sie zudem Vogelfutter in der Tasche. Trotzdem benötigt man eine gewisse Ruhe, ein sehr gutes Auge und auch ein wenig Glück, um den Kleinen so nahe zu kommen. Kriterien, die Maren voll und ganz erfüllt und damit ihre magischen Momente erzeugt.
Der mutige Schritt in die Öffentlichkeit
Aber was macht man nun mit so viel Talent und Lernbereitschaft? Seit geraumer Zeit widmet sich ihr einst privater Instagram-Account ihrer Naturfotografie und kann damit bereits über eintausend Follower verzeichnen. Mittels Instagram versucht sie auch, einen Einblick in die Geschichte hinter den Fotos zu geben. Oder aber ihre Leidenschaft zur Fotografie mit ihrer Liebe zu literarischen Zitaten zu verbinden. „Ein Autor, der mir wahnsinnig aus der Seele spricht ist Oscar Wilde“, erzählt sie uns. Aber das sei nicht der Einzige. „Ich bin aber auch großer Erich Kästner-Fan. Er hatte wahnsinnig viel zu sagen“, so Maren. Zudem schickt Maren auch Fotos bei Zeitungen ein und hat sich so bereits eine beachtliche Fangemeinde aufgebaut. Sogar der Berggarten zeigte sich bereits begeistert von ihren Aufnahmen. Wo die Reise noch hingehen wird, lässt sie aber noch offen. „Vielleicht lassen sich die Fotos auch verkaufen“, überlegt sie und denkt dabei an beliebte Plattformen wie beispielsweise Etsy. Aber genau wie beim Fotografieren hat Maren glücklicherweise auch in anderen Belangen die Ruhe offenbar weg und das tut in dieser größtenteils hektischen Gesellschaft erstaunlich gut.
Um sich diese Ruhe zu bewahren, hat Maren auch so ihre ganz eigenen Tricks. In Hannover hat sie ihre kleinen ruhigen Naturoasen gefunden. Am Berggarten liebt sie vor allem die Vielfalt und Abwechslung. „Du kannst jede Woche kommen und du siehst jede Woche etwas anderes“, schwärmt sie. Hier findet sie auch reichlich Inspiration für ihre eigenen künftigen Gartenpläne. Neben dem Berggarten ist sie aber auch gerne im Georgengarten, dem Großen Garten, auf dem Stöckener Friedhof und am Lindener Berg unterwegs. Gerade jetzt während der Pandemie haben ihr die Fotografie und die damit verbundenen Ausflüge in die Natur sehr gut getan. Am liebsten ist sie dabei alleine unterwegs und konzentriert sich so voll und ganz auf das Fotografieren. Trotz aller Liebe zu Hannover möchte sie aber irgendwann wieder raus aufs Land nach Petershagen ziehen. „Ich muss aus der Stadt raus“, erzählt sie uns. Nicht selten fährt sie daher auch zu ihren Eltern in die Heimat und zieht mit ihrer Kamera alleine übers Land. Anders als die meisten anderen Menschen ist Maren zudem ein überzeugtes Winterkind. Je frostiger es ist, desto größer ist ihre Freude. Die Schneewelle zu Beginn des Jahres war demnach genau das Richtige für sie und bescherte ihr einige besonders fantastische Motive, die schon mehr nach Märchen, als nach Realität aussehen.
„Der Fasan ist mein fotografischer Endgegner“
So entspannt und lässig Maren Sonnenberg die Fotografie auch von der Hand zu gehen mag, ist sie aber vor Eigenheiten, Vorlieben und Herausforderungen auch nicht sicher. Maren liebt nämlich nicht (nur) den Winter auf Grund seiner besonderen Atmosphäre, sondern auch auf Grund seines Farbspiels. „Ich mag kein Grün auf Fotos“, gesteht sie uns und lacht. „Schon gar kein leuchtendes Grün“, betont sie. Diese werden daher von ihr, sofern vorhanden, mittels Bildbearbeitung eliminiert. Der Winter ist ihr daher ein dienlicher Zeitgenosse. Aber eben genau dieses Grün ist es auch, die ihren Kampf gegen ihren ganz persönlichen fotografischen Endgegner boykottiert hat. „Der Fasan ist mein fotografischer Endgegner“, berichtet Maren. Bereits seit einer gefühlten Ewigkeit versucht sie, einen Fasan anständig vor die Linse zu bekommen. Obgleich ihr Vater bereits mehrfach betonte, dass so ein Fasan doch sehr leicht einzufangen sei, scheinen sich die Fasane dieser Welt gegen die Naturfotografin verschworen zu haben. Entweder laufen sie ihr ungefragt vors Auto, sind viel zu weit weg oder fliegen einfach weg. „Die Fasane verhöhnen mich“, sagt sie und lacht erneut. Einmal ist ihr eine Aufnahme von einem Fasan gelungen, allerdings steht er auf einer leuchtend grünen Wiese. Was sie mit dieser Aufnahme anfangen wird, steht noch nicht ganz fest.
Fest steht allerdings, dass ihr Blick für das Magische und ihre sanfte Bildbearbeitung ihren Fotografien einen Wiedererkennungswert verleihen. Dafür ist sie gerne stundenlang unterwegs, trägt Nüsse und Vogelfutter bei sich und legt sich auch gerne mal in den Dreck, um eine richtig gute Perspektive zu bekommen. Wir finden, dass sich ihr Einsatz lohnt. Und was macht Maren, wenn sie gerade einmal nicht mit ihrer Kamera durch Hannover oder Petershagen zieht? Dann zeichnet sie vor allem viel und konzentriert sich hierbei natürlich auch auf tierische Motive. Zu sehen gibt es die übrigens auf ihrem anderen Instagram-Account. Neben all der Liebe zum niedersächsischen Land, taucht aber auch ein wenig Sehnsucht und Abenteuerlust in ihrem Blick auf. „Mein Herz schlägt für Südengland“, gesteht sie uns. „Die Natur ist echt der Wahnsinn“, schwärmt Maren und berichtet von ereignisreichen Rucksacktouren durch Cornwall. Langweilig kann ihr also keinesfalls werden und wir sind bereits ganz gespannt, was wir künftig von Maren Sonnenberg noch zu sehen bekommen.
Hier geht es direkt zum Instagram-Account von Maren Sonnenberg!
(Fotos: stadt.land.stories.de/bearbeitet von Maren Sonnenberg (Header); Maren Sonnenberg (1-8))
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