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Die drei aus dem Bücherregal

Oder auch: Henning Chaddes literarische Top 3

Nun wissen wir bereits, dass Macht Worte!-Gründer Henning Chadde in seiner Jugend gerne schwere Kost wie beispielsweise Albert Camus‘ Die Pest zu sich genommen hat. Aber gehört der Seuchen-Klassiker eigentlich auch allgemein zu seinen liebsten literarischen Werken? Um dieses Geheimnis zu lüften, haben wir bei Chadde selbst natürlich nachgefragt und direkt eine knackige Top 3 von ihm serviert bekommen. Sozusagen aus der Nische direkt ins bibliophile Herz. Also haltet nun Papier und Stift bereit, denn vielleicht ist dazwischen auch etwas für euch dabei.

Nur echt mit Ecken und Kanten

Jung, wild und auf der Suche nach Abenteuer – Wir Tiere vom amerikanischen Schriftsteller Justin Torres wurde nach seinem Erscheinen 2011 von der Presse als neue literarische Stimme gefeiert. Nun gut, bei solchen Floskeln sind die Kritiker*innen tatsächlich sehr spendabel, aber Torres Roman ist tatsächlich mehr und anders als man zunächst erwartet. Manny, Joel und ihr namenloser jüngerer Bruder, der die Geschichte erzählt, bestreiten gemeinsam ihre turbulente Jugend. Dabei ist ihre Familie und alles um sie herum mit zahlreichen Ecken und Kanten übersäht und eben alles andere als perfekt. Dabei zeigt Torres allerdings sehr gut, dass sich nicht alles, auch nicht Menschen klar in gut oder böse einordnen lassen. Wir Tiere ist ein rasantes Panorama der Menschlichkeit mit einer schonungslosen, aber zum Thema passenden Sprache.

Ein wahnsinniges Debüt

Könnt ihr die Musik von Nick Cave beschreiben? Nein? Dann versucht es mal mit seinen literarischen Ergüssen. Das gestaltet sich ebenso schwierig wie unmöglich. Vornehmlich, weil der Australier bereits mit seinem Debüt Und die Eselin sah den Engel seine geneigte Leserschaft mit einer Sprachgewalt überrollt hat, dass unsereins anschließend nur noch mit offenen, leicht zuckenden Augen vor der letzten Seite saß. Man nehme einfach eine christliche Sekte, ein abgelegenes Tal, ein durch und durch tragisches Leben, das sich dem Ende zuneigt und kleide das alles in Nick Caves intensive Sprache. Fertig ist ein Roman, der seit seiner Veröffentlichung genau wie die Musik von Cave als Nischen-Diamant gehandelt wird. Kein Wunder also, dass Und die Eselin sah den Engel mit seiner buchstäblich wahnsinnigen Story es in Chaddes Top 3 geschafft hat.

Die etwas andere Meerjungfrau

Zu guter Letzt zieht Henning Chadde Nixenkuss von der amerikanischen Schriftstellerin Samantha Hunt aus seinem Bücherregal und bleibt damit seiner Linie durchaus treu. Denn auch dieser Roman verläuft abseits des Mainstreams und fordert seine Leserschaft heraus. Die junge, namenlose Protagonistin des Romans lebt in einer kleinen amerikanischen Küstenstadt. Hier wimmelt es nur so von Trinkern und skurrilen Gestalten, die sich längst von der Realität verabschiedet haben. So auch die Protagonistin, die sich selbst für eine Nixe hält. Immer mehr entzieht sie sich dem trostlosen Leben in der Kleinstadt und vertieft sich in eine Welt, die viel lebendiger und hoffnungsvoller zu sein scheint. Nixenkuss von Samantha Hunt ist eine Welle, die wir gerne mitnehmen.

Justin Torres: „Wir Tiere“, Übersetzung von Peter Torberg, DVA, 176 Seiten

Nick Cave: „Und die Eselin sah den Engel“, Übersetzung von Werner Schmitz, Heyne Verlag, 336 Seiten

Samantha Hunt: „Nixenkuss“, Übersetzung von Bettina Abarbanell, Mare Verlag, 220 Seiten

(Foto: Henning Chadde privat (1), Buchcover (2/3/4))

Veröffentlicht in Stories

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